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TEDDY TODAY (Page 2)


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TEDDY goes to Arabia
Guest Column by Elmar Kraushaar

Schwule Glückskinder

Herr R. ist ein Glückskind, ganz ohne Zweifel. Noch nie musste er arbeiten in seinem Leben, das Geld fließt ohne Unterlass aus den Unternehmen, die er von seinen Eltern ererbt hat. Heute ist er 56 Jahre alt, und die meiste Zeit des Jahres verbringt er in seinem Haus in Marokko. Vor vielen Jahren schon hat Herr R. sich hier an der Atlantikküste niedergelassen und ist immer gut versorgt. Vor allem mit jungen Männern. Jeder im Ort weiß, dass sich bei Herrn R. immer ein paar Euros verdienen lassen. Oder bei Monsieur X. Oder bei Mister Y. Die Kolonie der europäischen Schwulen wächst von Jahr zu Jahr, alles solvente, alleinstehende Herren, die hier preiswert und ohne Komplikationen ihre Homosexualität leben.

Fragt man Herrn R. danach, wie es den Homosexuellen in Marokko geht, zuckt er nur mit den Achseln, er hat keine Ahnung und es interessiert ihn auch nicht. Homosexualität in Marokko ist illegal, es drohen Haft- und Geldstrafen. Das Thema gehört zu den größten Tabus der marokkanischen Gesellschaft. Junge Männer, die vorzugsweise Sex haben mit Ausländern, werden verhaftet und bestraft, ihre Freier gehen in der Regel leer aus. Zu sehr ist das Land auf die Touristen aus aller Welt angewiesen.

Article: amnesty international
Saudi Arabia: Fear of Flogging/Possible prisoners of conscience
At least 35 men are to be flogged after they attended a "gay wedding" in Jeddah, according to an Agence France Presse (AFP) report. The men may be prisoners of conscience, punished solely for their sexual orientation. Four of the men (two Saudi Arabians, a Jordanian and a Yemeni) were sentenced by a court in Jeddah to 2000 lashes and two years' imprisonment.

Die Menschenrechtslage für Homosexuelle sieht in den anderen Ländern der Region nicht besser aus. Verbote überall, Diskriminierung und Verfolgung. In sechs islamischen Ländern kann Homosexualität zwischen Männern mit dem Tode bestraft werden: im Jemen, Iran, Saudi-Arabien, Sudan, Nigeria und Mauretanien. In den Vereinigten Arabischen Emiraten bedrohten die Berhörden Ende 2005 eine Gruppe inhaftierter Homosexueller mit einer zwangsweisen Hormontherapie, in Dubai wurden im Januar 2002 drei Homosexuelle zum Tode verurteilt und hingerichtet, und 2004 kamen in Medina im Westen Saudi-Arabiens kamen 50 Männer ins Gefängnis, alle Gäste einer Schwulenhochzeit.

Article: Iraq: Amnesty International greatly concerned by rising toll of civilian killings, including for discriminatory motives
According to a number of media reports, individuals thought to be gay have been singled out, attacked, and in some cases killed because of what the perpetrators consider their ‘immoral behaviour’. Alleged perpetrators include militias and members of the Iraqi security forces - such as the Wold Brigade, a special police unit which reports to Iraq’s Interior Ministry, and which has been accused of other abuses including detention and torture of Palestinian residents in Baghdad.

Weltweites Aufsehen erregte 2001 die Verhaftung von 52 Männern in Ägyptens Haupt-stadt Kairo. Die Männer waren auf einem zu einer Diskothek umgebauten Boot festgenommen worden. Der Vorwurf: “Unmoralische Praktiken.” Alle Inhaftierten wurden mit Bild und Namen in ägyptischen Medien veröffentlicht, Menschenrechtsorganisationen des Landes verweigerten den Angeklagten jegliche Unterstützung. Seit diesem Vorfall hat sich die Lage der Homosexuellen im Lande noch einmal verschärft. 2004 wirft die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch der Regierung in Kairo vor, hunderte Homosexuelle festgenommen, inhaftiert und gefoltert zu haben.

Auch lesbische und schwule Palästinenser in den besetzten Gebieten sind von Verfolgung oder gar dem Tod bedroht. Viele von ihnen sehen keine andere Möglichkeit als die Flucht - nach Israel. Nach aktuellen Schätzungen der israelischen Schwulen- und Lesbenorganisation Aguda sind bereits weit über 500 homosexuelle Frauen und Männer nach Israel geflohen und leben dort illegal.

Herr R. lebt gerne in Marokko, und gerne bereist er die anderen Länder im arabischen Raum. Das bringt Abwechslung in sein Leben, in sein sexuelles Leben. Herr R. ist nicht alleine, viele Homosexuelle aus den westlichen Industrienationen kommen gerne in die Länder Nordafrikas, und ihr Blick auf die Welt ist der konsequente Blick durch die rosa Brille.

Nicht, dass sie nicht wüssten, wie bedroht ihre einheimischen Sexpartner sind, aber alles Unangenehme wird ausgeblendet, jede Schwierigkeit umgangen, schließlich wartet am nächsten Strand der nächste willige junge Mann. Und sie kennen ihre Macht, ihren Status, als reiche Devisenbringer sind sie tabu, ihnen passiert so gut wie nie etwas.
 
 


TEDDY GOES TO ARABIA
Each day guest columnists from different regions tell their stories and explain the political situation for queer people in their native country.

Im Juli 2002 publizierte das Schwulenmagazin MännerAktuell ihre “Visionen” von einem Frieden im Nahen Osten, garniert mit Fotos israelischer Soldaten, Titel: “Sexbomben”. Während der kriegerischen Auseinandersetzungen auf dem Balkan Ende der 1990er Jahre wurden Schwulenpornos gedreht, die in den Bunkern von Sarajewo spielten. Der neueste Trend deutscher Homosexueller ist, sich für ihre Steckbriefe in den schwulen Chat-Portalen im Stelenfeld des Berliner Denkmals für die ermordeten Juden Europas ablichten zu lassen. Derlei Beispiele lassen sich fortsetzen, ohne Ende. Und während der Nazi-Diktatur jubelten unzählige Homosexuelle ihrem Führer zu, der ihnen ein Reich der Männer versprach.

Nein, homosexuelle Männer sind wahrlich nicht bekannt dafür, dass sie sich um die politischen Verhältnisse kümmern, ihr vitalstes Interesse gilt offensichtlich einzig und allein ihrem Unterleib. Ihr Sehnen und Handeln ist bestimmt von ihrer Lust auf das ewig Gleiche. Für sie sind Polizisten und Soldaten lediglich Träger eines Fetisch, Opfer von Gewalt figurieren einzig als Opfer in einer sexuellen Inszenierung, und junge Männer sind junge Män-ner für sie, egal ob sie in Armut leben, im Versteck oder ganz ohne Rechte.

DIANA NAECKE interviews members of the TEDDY- Jury
Video: Interview Misa Pnacekova / TEDDY-Jury member from the Czech Republic
Video: Interview Kam Wai Kui / TEDDY-Jury member from The Netherlands
Video: Interview Raymond Phathanavirangoon / TEDDY-Jury from HongKong

Von einer “Blase”, the bubble, spricht der israelische Regisseur Eytan Fox in seinem neuesten Film, der jetzt im Panorama-Programm der Berlinale seine Premiere hat, wenn er diese Ignoranz meint, diese Haltung des Wegschauens und Ausblendens jeglicher gesellschaftlichen und politischen Realität. Am Beispiel einer Liebe zwischen einem israelischen Soldaten und einem Palästinenser zeigt Fox auf, dass eine solche Haltung sich nicht leben lässt in einem Alltag, der geprägt ist von Terror und Gewalt wie im Nahen Osten. Es muss eine schwule Perspektive geben, so die Hoffnung von Fox, das eine zu sehen ohne das andere zu lassen.

Herr R. geht nie ins Kino. Er hat dafür keine Zeit. Tatsächlich ist sein Alltag geprägt von der Suche nach ständig wechselnden Sexualpartnern. Und ein Glückskind ist er auch hierbei, denn dass er Geld hat, viel Geld, das hat sich rumgesprochen. Darüber reden sie im Ort, wenn sie von Herrn R. reden. Und über sonst nichts.

Today´s Column by ELMAR KRAUSHAAR

 
 

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