Sun, Feb 12
TEDDY TODAY
Column by Andrea WinterJede Menge Gender – so ungefähr könnte ein Leitfaden des diesjährigen Panorama-Programms lauten. Einer der stärksten Beiträge diesbezüglich ist zweifelsohne „Tintenfischalarm“ von Elisabeth Scharang. Der dialogisch-angelegte Dokumentarfilm porträtiert Alex und ihren Kampf gegen die Zwei-Geschlechter-Diktatur. Das Kind kommt mit männlichen und weiblichen Geschlechtsorganen zur Welt und ist zunächst ein Junge, aber auch eine „Missgeburt in den Augen meiner Eltern“. Im Alter von zwei Jahren entscheiden Vater und Mutter, dass sie jetzt bitt’schön eine Tochter wollen und ordnen die Operation an, in der Penis und Hoden amputiert werden. Alex beschreibt die Schmerzen der Vaginalplastik, die in der Pubertät erfolgt. Die Eltern schweigen zeitlebens, eingeengt durch die ober-österreichische Provinz - aber Schweigen ist Tod. Alex findet ihre Sprache erst 2002 in einer Radio-Sendung, wo sie die Regisseurin kennen lernt. Dort outete sich Alex als intersexuell, angeregt durch die Lektüre von Jeffrey Eugenides’ Hermaphroditen-Roman „Middlesex“. Über drei Jahre lang beschreibt die mitunter sehr selbstironisch Heldin ihre Gefühlszustände und die Schritte, die sie unternimmt, um schließlich wieder ein Mann zu werden. Die filmisch relativ statische Dokumentation lebt von der Wortgewalt und der Direktheit der kämpferischen Protagonistin, die im Laufe der Dreharbeiten selbst zum Intersex-Aktivisten wird. Höhepunkt der Geschlechter-Reise ist der Aufenthalt in San Francisco, wo sich Alex mit intersexuellen Künstlern trifft, alte TEDDY-Bekannte aus Monika Treuts „Gendernauts“. Höchste Zeit und thanks to Alex, Elisabeth und Panorama, dass dieses tabuisierte Thema endlich in die Öffentlichkeit gelangt.
Spaßfaktor pur herrscht dagegen in Jörn Hartmanns Trash-Comdedy „18.15 Uhr ab Ostkreuz“. Man wundert sich, dass der Ades-Zabel-Clan die legendäre Krimi-Matrone Miss Marple nicht früher entdeckt hat. Bei der Kino-Premiere saß die halbe Berliner Szene im Publikum. Der Rest der Prominenz, wie etwa Irmgard Knef oder Gert Thumser, flimmerte und glimmerte in der aufwändigen Produktion über die Leinwand. Bis hin zur Musik ist der Schwarzweiß-Streifen eine köstliche Parodie des Miss-Marple-Klassikers „16 Uhr 50 ab Paddington“. Die Hauptrolle übernimmt zweifelsohne niemand anderes als
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| SOUTH AFRICA | Within TEDDY's focus on the current situation of queers in South Africa, TEDDYAWARD.TV broadcasts two films from the JUST A MINUTE- workshop of South Africa's Gay & Lesbian Film Festival OUT IN AFRICA . |
Ades Zabel, die Frau für alle Fälle. In der Rolle der Haselhorster Hobby-Detektivin Karin Höhne sucht er nach Leichenteilen und sorgt für Lachsalven ohne Ende. Unterstützt wird die Miss-Karate von 1961 durch Andréja Schneider, die als Filmdiva Veranda Strunzig-Lopez unterfordert ist und eine Doppelrolle verkörpert. Im „Nagelstudio Brathühnchen“ werden noch schnell die Trombose-Strümpfe übergestülpt, dann beginnt die Suche nach dem Axtmörder in einem der witzigsten Berlin-Filme aller Zeiten. Wie jedes Jahr liegt die erfrischende Würze auch wieder in der Kürze, und über diese Ingredenzien verfügt das Panorama-Kurzfilm-Programm. „Jane’s Birthday Trip“ scheint einer der Lieblingsfilme von Kurzfilm-Chefin Margaret von Schiller zu sein, jedenfalls schwärmt sie von dem kleinen, feinen 16-Minüter. Jane feiert ihren 40. Geburtstag ausgerechnet im Kreise der Familie. Ihre Liebste hat sie im Schleppptau. Doch bekanntlich geht es nirgendwo so rücksichtslos ans Eingemachte wie im Kreise der lieben Verwandten. Déja vu im Panorama. Today's Screenings
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