Mon, Feb 12
TEDDY TODAY (Page 2)
english>> TEDDY goes to Russia Guest Column by Imke Seehorst"Moskau ist nicht Sodom“ „Moskau ist nicht Sodom“ und „Schwule raus aus Rußland“ schreit der Mob, bunt zusammengesetzt aus religiös-orthodoxen Aktivisten, regenschirmbewaffneten Babuschkas und jungen Rechtsradikalen, allesamt im strömenden Regen angetreten, um die Parade zum ersten Gay Pride in Moskau am 27. Mai 2006 mit allen Mitteln zu verhindern. Die Aufnahmen der brutalen Übergriffe durch radikale Gegendemonstranten auf die Teilnehmer der von etlichen internationalen Gästen und Beobachtern begleiteten Demonstration gingen durch die Medien. Millionen Zuschauer wurden zu Zeugen, wie Volker Beck, Politiker des Deutschen Bundestages, ebenso wie etliche seiner Mitdemonstranten, vor dem Moskauer Rathaus angegriffen und verletzt wurde.
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Article: Russian Government Supports Freedom of Assembly for Gays | In a remarkable statement on the banning of Moscow Gay Pride last year, the Russian government has strongly supported the right of sexual minorities to freedom of assembly.
The statement was made by the Russian Federation in its role as Chairman of the Committee of Ministers of the Council of Europe, a position it held from August 2006 to January 2007. |
Die begleitende Parade zu der Veranstaltung im Mai, die auf die Diskriminierung von Lesben und Schwulen in Russland aufmerksam machen wollte, war angemeldet als Demonstration „zum Schutz der Rechte von Schwulen und Lesben“. Leider kamen die Ausschreitungen anlässlich der Parade einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung erschreckend nahe, zieht man in Betracht, wie Moskaus Bürgermeister Luschkow vordergründig sein Verbot der Parade verargumentierte: Er habe die Demonstration wegen der Gefahr „drohender Unruhen“ verboten, denn eine Homosexuellen-Kundgebung könne „negative Reaktionen gegen die Teilnehmer“ und die öffentliche Ordnung störende Proteste hervorrufen. Da rechtlich unhaltbar, holte sich Luschkow für sein Verbot Unterstützung von prominenter - explizit prominenter religiöser - Seite. Zum gemeinsamen Rudern gegen elementare Menschrechte holte er sich neben Alexij II – Patriarch der orthodoxen Kirche von Russland und der Meinung, bei CSDs würde es sich um Kampagnen handeln, die die russische Nation pervertierten - auch den Großmufti von Russland, Talgat Tadzhuddin mit in sein Boot. Bereits im Februar hatte der mit Blick auf den geplanten ersten „Moskva Pride“ alle „normalen Menschen“, egal ob Moslem oder Orthodoxer, dazu aufgerufen, Homosexuelle - sollten sie sich auf der Straße blicken lassen – gehörig durchzuprügeln. Da kommt einem die Bezeichnung von Schwulen als „sexuell Perverse“ durch den russischen Oberrabiner Berl Lazar beinahe liberal vor. Zudem bekundete er sein Mitleid mit den armen und vom rechten Wege Abgekommenen. Da aber seit 1999 auch in Russland Homosexualität nicht mehr auf der Liste der Geisteskrankheiten steht, ist zumindest nicht zu befürchten, dass die mittelalterlich anmutende Hatz, „therapeutische“ Zwangseinnahme von Psychopharmaka - wie bis in die 1980er Jahre hinein verpflichtend - zur Folge haben wird.
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| TEDDY GOES TO RUSSIA
Each day guest columnists from different regions tell their stories and explain the political situation for queer people in their native country. |
Überraschend oder nicht: das Verbot der Demonstration aus Sicherheitsbedenken wurde am 2. August 2006 von einem Moskauer Gericht bestätigt. Ebenso erklärte das Berufungsgericht das Verbot der Demonstration als Rechtens. Hoch erfreut begrüßte Luschkow diese Entscheidung und verkündete unverblümt: Er halte die Kundgebung „vor allem aus moralischen und ethischen Gründen für unzulässig“. Dieser Tage - wir schreiben bekanntlich das Jahr 2007 - erklärte Luschkow, immer noch regierender Bürgermeister von Moskau, dass auch in diesem Jahr keine „Gay Parade, die keinen anderen Namen als eine Satanshow verdiene, stattfinden werde. Die Propagierung von homosexuellen Beziehungen sei „Blasphemie, getarnt als Künstler- und Redefreiheit“, und damit unzulässig. Aha. Die Organisatoren des Prides erheben jetzt beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg Einspruch und stellen den für Mai 2007 geplanten zweiten „Moskva Pride“ unter das Motto: „LGBT Rights Are Human Rights!“ Das Programm sieht ein Festival, eine Konferenz und verschiedene kulturelle Veranstaltungen vor, die am 25. Mai beginnen und mit der Gay Pride Parade am 27. Mai ihren öffentlichen Höhepunkt haben werden. Das Datum ist bewusst gewählt als Jahrestag der Entkriminalisierung sexueller Handlungen zwischen Erwachsenen. Der 1933 von Stalin eingeführte § 121, nach dem Homosexualität mit bis zu fünf Jahren Zwangsarbeit bestraft werden konnte, war am 27. Mai 1993 abgeschafft worden. Ganz aktuell am 1.Februar 2007 hat sich Russlands Präsident Wladimir Putin – als erster russischer Präsident überhaupt – öffentlich zu Homosexualität geäußert. Auf seiner jährlichen, vom nationalen Fernsehen übertragenen Winter-Presse-Konferenz, vor einem Publikum von Hunderten – zumeist Russischen aber auch ausländischen Journalisten – wurde Putin von einer Korrespondentin der Agence France Press nach seiner Meinung zu Luschkows Bemerkung, dass Gay Paraden satanisch seien, gefragt. |
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Article: Russia: Putin makes historic statement on gays | Things have been a little sticky over in Russia. Gay rights activists are out for judicial blood over Moscow's banned gay pride parade and have promised to take the matter to the Supreme Court. Meanwhile, Moscow's mayor, Yury Luzhkov recently equated homosexuality with satanism. Luckily, Russian President Vladimir Putin's keeping it all together. Or, something. |
Die Interpretationen seiner Antwort gehen weit auseinander. Die einen sagen, wie z.B. auf der Website der staatlichen Presse Agentur Russis`s Novosti zu lesen ist, dass Putin signalisiert habe, Luschkows Verbot des „Moskva Pride“ zu unterstützen, die anderen, zu ihnen gehört auch Pride Organisator Alekseev, werten es als grundsätzlich positives Signal, geradezu als Durchbruch, dass Putin klar gemacht habe, dass er die Rechte sexueller Minderheiten respektiere und demnach, so Alekseev, ein weiteres Verbot der Parade dem entgegenstehen würde. Wie auch immer die Geschichte ausgehen mag, immerhin erwägt Elton John beim Gay Pride 2007 aufzutreten und gleich noch, bauend auf die Gastfreundschaft der Organisatoren, die Scissor Sisters und die Pet Shop Boys mitzubringen; wohlwissend, dass Moskau keinesfalls Sodom ist, sondern Moskau. |
| Today´s Column by IMKE SEEHORST |
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