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Berlinale

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Sun, Feb 10

TEDDY TODAY

1992 hatte die amerikanische Filmkritikerin Ruby Rich die Geburtsstunde des "New Queer Cinema" ausgerufen. Zu seinen Pionieren zählen Regisseure wie Derek Jarman, Gus Van Sant, Todd Haynes, Christopher Munch, Gregg Araki und Bruce LaBruce. Damit hatte Ruby Rich einen Begriff kreiert, der den Einbruch einer neuen Form des filmischen Erzählens und des spielerischen Umgangs mit Stilen und Perspektiven beschreiben sollte: Immer mehr dieser Filme eroberten sich ihren Platz im Kino. Und einer dieser Klassiker ist remastered und remixed in diesem Jahr wieder auf der Berlinale aufgetaucht: Gregg Arakis Roadmovie The Living End.

Für viele junge schwule Filmemacher ist der 1959 in Los Angeles geborene Araki so etwas wie ein Held. Seine Ende der 1980er und Anfang der 1990er entstandenen Filme, die auf internationalen Festivals auf eine außerordentliche Resonanz stießen, begründeten Gregg Arakis Ruf als zentrale Gestalt des "New Queer Cinema". Doch wie sieht so ein Held aus und wie fühlt es sich an, ein Held zu sein? Wir haben den schüchternen Gregg auf der Berlinale getroffen und versucht kurzerhand die Zeit zurückzudrehen, um uns zusammen mit ihm in die gesellschaftliche Situation Ende der 1980er Jahre zurückzuversetzen.
Video: Interview GREGG ARAKI

Video: Interview MAXIME DESMOND

Was waren das für Zeiten, in denen solche Filme entstanden, die dem Kino neue Wege eröffnen konnten. Junge Filmemacher wie der Franzose Maxime Desmons waren damals gerade den Kinderschuhen entwachsen, für sie waren Filme wie The Living End eine Offenbarung, manchmal sogar der Auslöser für ihr Coming Out oder gar die Initialzündung für eine eigene künstlerische Laufbahn. Desmons, der als Schauspieler in Paris und Rom auf Theaterbühnen die Herzen seiner Zuschauer erobern wollte, hatte vor sechs Jahren die Seiten gewechselt und will seitdem nur noch Filme machen. Bestärkt in seiner Entscheidung wurde er durch die Auswahl seines kleinen Filmes Bonne Mere für die Berlinale- Kurzfilmrolle.

Video: Interview DÖNDÜ KILIC

Die Geschichte seines auf 8-mm gedrehten Filmes liest sich wie ein Märchen: Die Story hatte er im Gefühl, gedreht wurde sie in drei Tagen und plötzlich war das Material verschwunden. 10 Jahre später tauchte das Material plötzlich wieder auf und voila: Der Film landet im Berlinale-Programm. In einem kleinen Interview öffnete uns der junge Franzose sein Herz und vertraute uns an, wie sehr er in Araki als Filmemacher verliebt sei.

Der Kurzfilm ist definitiv das am meisten unterschätzte Filmgenre. Dabei haben alle großen Regisseure einmal mit einem Kurzen ihre Karriere begonnen. Der Kurzfilm gibt einem jungen Filmemacher einen großen Freiraum, nicht nur sich selbst zu entdecken, sondern auch neue Formen des filmischen Erzählens auszuprobieren. So war das auch damals für die junge chilenische Filmemacherin Claudia Morgado Escanilla, die mittlerweile 12 dieser kurzen Filme abgedreht hat. Für einen ihrer Shorts erhielt sie 1996 den TEDDY Award ("Unbound").

Heute ist Claudia Morgado Escanilla 45 Jahre alt und bereitet nun endlich - wie sie selbst sagt - ihren ersten Spielfilm vor, für den das Script bereits fertig geschrieben in der Schublade lauert. In diesem Jahr ist sie wieder mit einem kleinen berührenden 9-Minüter (No Bikini) im Kurzfilm-Programm der Berlinale vertreten.

Video: Interview
Claudia Morgado Escanilla

Wie lange arbeitet man an solch einem Kurzfilm, wenn er sich nicht gerade - wie im Falle Maxime Desmons - für zehn Jahre lang versteckt gehalten hat? Ein paar Tage, Wochen, Monate? Es hängt von den Umständen ab. Dass einer aber 18 Jahre an seinem Film arbeitet und sich regelrecht auf eine filmische Zeitreise in das Leben zweier Kunstfiguren einlässt, die nahezu ein Viertel seiner Lebenszeit verschlingt, ist doch einfach unvorstellbar.
 
 

FORGET KNUT! COME MEET THE TEDDY!

TEDDY 22 AWARD CEREMONY

February 14th 2008, 8.30 pm
HAUS DER KULTUREN DER WELT
Video: Visiting THE MANIPULATOR
TEDDYAWARD.TV visited DAVID COLBY and WILHELM MOSER while preparing their
THE MANIPULATOR EXHIBITION which will open tonight at the DRESDNER BAHNHOF.

Was aber, wenn diese Kunstfiguren das Leben als Kunst ausgerufen, Kunst aus den heiligen Hallen regelrecht auf die Strasse geschubst haben und dann auch noch ganz nebenbei berühmt geworden sind? Und was, wenn der Regisseur ein alter Wegbegleiter Derek Jarmans ist und Julian Cole heißt? Coles filmisches Porträt über Gilbert & George ist nicht nur ein einzigartiges Zeitdokument, sondern auch ein erfüllter Lebenstraum eines jungen Mannes, der damals vor zwanzig Jahren den beiden extravaganten Künstlern für Fotos Model stand und sich dachte: Über die beiden will ich unbedingt einen Film machen.

Video: Interview JULIAN COLE

Julian Cole sprach mit uns in einem Interview aber nicht nur über die beiden, von der Kritik oft angefeindeten "lebenden Skulpturen" Gilbert & George, wir sprachen auch über Derek Jarman, das Paradies im Heimvideo und über seine sozial engagierte, filmische Arbeit mit Jugendlichen aus Bangladesch.

Engagiert ist auch die junge, in Deutschland aufgewachsene Türkin Döndü Kılıç, die mit uns über ihren erst gestern fertig gewordenen Dokumentarfilm Das andere Istanbul sprach, der gestern im Panorama- Programm seine Weltpremiere hatte. Die vor Energie sprühende Döndü Kılıç studiert hier in Berlin an der Filmhochschule (DFFB) Regie und ist eine jener jungen Filmemacherinnen, die sich komplett ihrem Gefühl verschrieben haben und offen durchs Leben gehen - nur deshalb, um jeden Tag das Leben neu zu hinterfragen.

TEDDYAWARD.TV broadcasts selected Premiere- Talks and gives you an exclusive insight into Berlinale's cinemas.
Today:
PATTI SMITH and ROSA VON PRAUNHEIM
Video: Premiere- Talk
Patti Smith: Dream Of Life
Video: Premiere- Talk
Tote Schwule, Lebende Lesben

Als wir dann am Abend auch noch David Colby und Wilhelm Moser beim Aufbau ihrer Ausstellung über die Schulter schauen durften, war der dritte Berlinale-Tag rundum perfekt. Zusammen mit Starfotograf Bruce Weber haben die beiden das größte Magazin der Welt, The Manipulator, extra für die Berlinale wieder aufleben lassen. Bereits mit der ersten, 1982 erschienenen Ausgabe hatten die beiden Künstler einen Magazin-Trend ins Leben gerufen, der heute wie ganz selbstverständlich weltweit in jeder größeren Stadt existiert.

Ausserdem hatte The Manipulator nicht nur Künstler aus Branchen wie Mode, Fotografie, Architektur, Design, Film und Kunst portraitiert, sondern regelrecht erst hervorgebracht. Andy Warhol hatte Wilhelm Moser schliesslich Anfang der 80er Jahre überredet, nach New York zu ziehen, 1985 gründete Moser zusammen mit Joseph Beuys "The Collaborators" und der Rest ist Geschichte .....
 
 

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