Fri, Feb 11
TEDDY TODAY (Page 2)
Kolumne von Andrea Winterenglish Darf ich mich outen? Das ist die erste Klatsch-Kolumne meines Lebens. Karin und ich verfassen sie im täglichen Wechsel. Karin, die Königin des schwul-lesbischen Gesellschaftsklatsches: dass sie für die Berlinale rekrutiert wurde, ist eine Selbstverständlichkeit, denn seit Jahren versorgt sie die Siegessäulen-LeserInnen mit Insider-Informationen aus dem Leben der Schönen und Reichen. Aber ich? Als Kolumnistin? Paule Schulz, der Kolumnen-Held des letzten Jahres, ist aufgestiegen und als Festangestellter mittlerweile unabkömmlich. Vermutlich glaubt die Siegessäulen-Redaktion nun, ich könnte diese schwule Lücke ausfüllen, weil ich als Achtjährige die langen Unterhosen meines Cousins mit Begeisterung trug? Vielleicht hat aber auch meine Großtante ausgeplaudert, dass ich in meiner vorpubertären schwulen Phase auf Typen mit Schnauzbart abfuhr. Burt Reynolds und Errol Flynn waren meine Favoriten. Damals plagte mich kein Penisneid, aber ich hätte gerne eine Gesichtsbehaarung gehabt. Deshalb pinselte ich mir mit Rasierschaum einen dicken Vollbart ins Gesicht, um ihn später mit einem Plastikeislöffel wieder abzurasieren. Mittlerweile habe ich meine schwule Phase überwunden, die Schwierigkeiten mit der Weiblichkeit sind passé. Hier bin ich also am Potsdamer Platz und versuche, auch ohne lange Unterhosen, die schwule Weltsicht zu vertreten. Irgendwie. Erster Berlinale-Tag: Die Film-Projektoren setzen sich langsam in Bewegung, die Eröffnungsfilme laufen. Das Forum wurde mit „Lost and Found“ eröffnet, einem Filmprojekt mit sechs Kurzfilmen aus Osteuropa. Die eigentlich sehenswerten Streifen werden durch sexistische, geschmack- und respektlose Comicstrips konterkariert. Eine Zumutung. Dann die Eröffnung des Wettbewerbs mit „Man To Man“, einem Historien-Drama, welches das antikoloniale Gewissen des europäischen Gut-Menschen beruhigen sollte. Versuch misslungen. Kristin Scott Thomas sah wie immer gut aus – was den Beitrag aber auch nicht vor Buhrufen bei der Pressevorführung rettete. A propos attraktive Menschen: bei der Eröffnung der „Panorama Home Base“ traf ich mehrere von dieser Spezies. Panorama-Leiter Wieland Speck errötete fast, als er gefragt wurde, wie er bei all dem Stress sein gutes Aussehen bewahre.
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Dass die Vorstellungen des ersten „richtigen“ Panorama-Tages schon zwei Tage im Voraus ausverkauft waren, hält er für „wahnsinnig“. Wer beim Filmwahn der Berliner keine Tickets für’s Panorama mehr bekommt, muss aber nicht völlig traurig sein: Die Video-Installation in der „Panorama Home Base“ zeigt Fotos aus 20 Jahren Panorama – thematisch geordnet: „Blicke, Küsse, Schüsse, Autos“. Dinge, die die Welt bewegen. Very entertaining. Today's Screenings
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