Tue, Feb 15
TEDDY TODAY (Page 2)
Kolumne von Andrea Winterenglish Be my Valentine! Als wäre nicht schon alles anstrengend genug, liegt auch noch der Valentinstag mitten im Filmmarathon. Im Morgengrauen schiebt mir meine Freundin ein cadeau d’amour unter’s Kopfkissen. Ich stehe bzw. liege beschämt mit leeren Händen da, wie ein Ehemann, der mal wieder den Hochzeitstermin vergessen hat. Zur Kompensation zaubere ich schnell ein Ticket für einen Kinderfilm aus meiner Pyjamahose. Meine bessere Hälfte sieht sich also den israelischen Streifen von Shmuel Peleg Haimovitch an. Danach ist sie völlig demoralisiert und proklamiert eine neue Berlinale-Regel: Don’t see films together with kids! Die schreien, machen Scheißkommentare, lachen, wenn jemand erschossen wird, und kichern permanent so laut, dass man die Einsprecherin über dem hebräischen Originalton nicht versteht. Jedesmal, wenn der Name des Regisseurs im Vorspann auftaucht, großes Gepruste, denn Shmuel klingt wie schwul – für die lieben Kleinen eine Lachnummer mit Wiederholungseffekt. Lambda, bitte übernehmen Sie! Weniger gekichert wurde später bei "MY SUMMER OF LOVE", der im Kinderfest/14plus lief und eine der schönsten Love Stories auf der Teddy-Liste darstellt. Drogen und Sex spielen eine nicht ganz unbedeutende Rolle, deshalb mussten die Monsterkids draußen bleiben. Zu Recht hat diese Teenager-Liebe Preise auf den Filmfestivals in Edinburgh, Toronto und London abgeräumt. Regisseur Pawel Pawlikowski und Emily Blunt (die Darstellerin der exzentrischen Tamsin) kamen leider nicht, dafür aber die Heldin der Arbeiterklasse, Natalie Press, allerdings ohne Moped. Anja Meier vom Kinderfilmfest schwärmt nicht nur von den Heldinnen diesen Films, sondern von so zahlreichen „wunderbaren, statuenhaften Schönheiten. Starke Mädchen, gute Role Models, von denen ich früher nur träumen konnte!“ Ins Schwärmen geriet auch Christine Rüffert aus der Teddy Jury, die vor zwölf Jahren das schwullesbische Filmfestival „Queerfilm!“ in Bremen gründete, obwohl sie straight ist. So viel Engagement für die RICHTIGE Sache muss belohnt werden, sagte sich wohl eine alte Schulkameradin, die extra mit ihrer Geliebten im Kino erschien und Christine nach über 30 Jahren freudig in die Arme fiel. Nicht alle Teddy-Juroren werden so verwöhnt, einige kränkeln sogar, doch Christian Peters hegt und pflegt, so gut er kann. Der Teddy-Doktor hatte Gottseidank auch die richtigen Augentropfen für Doris Ng dabei, die vermutlich all die Hongkong-Filme visuell nicht ganz verkraftet hat, die Wieland Speck in diesem Jahr besonders empfiehlt. Armer Dieter Kosslick. Erst muss sich der Berlinale-Chef sagen lassen, es stünden nicht genügend VIPs auf dem roten Teppich. Dann werden die „rare celebrities“ nicht erkannt. Kevin Spaceys Film „ Beyond the Sea“ ist einer der Publikumsmagneten im Panorama, aber weil Kevin-ich-bin-ja-gar-nicht-schwul Oscar-Preisträger ist, darf er nur mit denen vom Wettbewerb ... äh, dürfen ihn nur die Betreuer vom Wettbewerb ..... dahin und dorthin .... bringen. Oder eben auch nicht. Als Mister Spacey in Berlin mit Vollbart und Kopfbedeckung (kein Film-Toupet!!!) aus dem Flieger stieg, erkannte ihn jedenfalls keiner der zuständigen Menschen.
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Weshalb Kevin und sein Bodyguard sich auf eigene Faust ins Hotel bewegten. Jede Sektion hat vermutlich die MitarbeiterInnen, die sie verdient. Das übt ihr noch mal, oder? Einige Filmstars kommen ja noch. Man kann nur darum zittern, dass wenigstens George Michael vom versierten Panorama-Personal abgeholt werden darf, denn am 16.2. wird der Popstar bei der Premiere von „George Michael – A Different Story“ anwesend sein – und an seiner Seite Berlins Ober-Teddy Klaus Wowereit. Beinahe hätten auch Heike Makatsch und Jürgen Vogel die Premiere von „Keine Lieder über Liebe“ verpasst. Ihre Berlinale-Luxus-Limousine gab nämlich mitten auf dem Potsdamer Platz den Geist auf. Im dünnen Hemdchen konnte Heike Makatsch das Vehikel nicht wirklich in Gang setzen, auch Produzent Henning Faber konnte es nicht richten. Zum Glück nahte die Rettung im richtigen Augenblick in Gestalt von Margaret von Schiller, die jeglicher Verkehrsbehinderung ein Ende setzte. Später traf ich Marie Vermeiren, seit fünf Jahren Programmer von „Pink Screens“ in Brüssel. In 2000 bereicherte sie die Teddy- Jury und bricht sofort in Euphorie aus, so überwältigt ist sie, ein Teil der Teddy-Familie zu sein. Zuletzt noch die „Verzaubert“-Party im Roses. Basil Tsiokos, Direktor vom New York GLBT Festival, genießt die ausgelassene Stimmung. Die spanische Produzentin Elena Manrique freut sich, dass Pedro Aldmodovar eine so wichtige Rolle in der Panorama-Geschichte spielt – und umgekehrt. Sie ist traurig, dass die Bedeutung des Queer Films in Spanien geschrumpft ist. Jason Plourde, der Programmdirektor vom Lesbian and Gay Film Festival in Seattle, und viele viele andere genossen die überfüllte Party bis in den Morgen. Today's Screenings
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