Wed, Feb 16
TEDDY TODAY (Page 2)
Kolumne von Karin Schuppenglish Mir ist ja auf der Berlinale in den letzten Jahren schon viel passiert (zu spät, falsches Kino, Filmvorführung vergessen) - aber das war neu: gestern kam ich zu meinem ersten Film des Tages angehetzt, nur um festzustellen, dass ich eine Stunde zu früh dran war. Eine ganze, noch nicht verplante Stunde - wie Hitzefrei! Und prompt wusste ich gar nicht so recht, was mit meiner gewonnenen Zeit anfangen sollte. Der Plan, mit meiner Kolumne schon mal anzufangen, scheiterte an den wenigen Sitzgelegenheiten am Potsdamer Platz. Sogar die zwei diskret abgetrennten Schminktische in der Hyatt-Toilette - heißer Tipp von Claudia aus dem Panorama-Büro - waren nicht mehr frei. Auch die Idee, meinen längst nötigen Einkauf zu erledigen, verwarf ich wieder, denn ich wollte ja nun nicht den ganzen Tag mit einer Kaiser's-Tüte zwischen den Knien in den Kinos sitzen. Schließlich löste sich das Problem auf Berlinale-typische Weise: ich stellte mich an einem Croissant-Stand an - und die Schlange bewegte sich so gemächlich vorwärts, dass in Nullkommanix die Zeit vorbei war. Nach all der Geheimniskrämerei von Seiten des Panoramas ist die Zeit der Spekulation vorbei: George Michael ist tatsächlich seit gestern in der Stadt und im Madison abgestiegen. Heute stellt er im Kino International zusammen mit dem Regisseur Southan Morris die Doku "GEORGE MICHAEL: A DIFFERENT STORY" vor. Mit Fan-Tumulten wird gerechnet! Über seine Anwesenheit beim Panorama-Empfang im "Adagio" im Berlinale-Palast gestern Abend hätte man sich natürlich sehr gefreut, aber leider konnte er es offenbar nicht einrichten. Der Panorama-Empfang im "Adagio" ist die Veranstaltung, bei der sich alle unwichtigen Leute um Karten reißen und sich dann darüber beschweren, dass sich nur unwichtige Leute dort drängen. Tatsächlich waren die Promis rar gesät oder versteckten sich im VIP-Bereich auf der Empore. Immerhin standen 10 Phaetons vom Fahrdienst vor der Türe - es müssen also schon welche da gewesen sein. Ich habe nur Jürgen Vogel gesehen, außerdem Gloria Viagra, die zusammen mit Ipek auflegte und darüber sinnierte, dass sie ihren Auftritt in "GENDER X" anders angelegt hätte, wenn sie gewusst hätte, dass der Film auf der Berlinale gezeigt wird, Jürgen Brüning und - wie immer - Zazie de Paris. Am Essen wurde in diesem Jahr gespart, wohl um den Auftritt der Band "Mutter" finanzieren zu können, die um 1 Uhr für die erste Auszugswelle sorgte. Im Berlinale-Palast herrscht ein wenig die Willkür. War es am Freitag noch verboten, Getränke mit in den Saal zu nehmen, mussten gestern alle Taschen an der Garderobe abgegeben werden, wohingegen Flaschen
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| Video: Rosa von Praunheim interviewed by Andrea Winter | "Männer Helden und schwule Nazis" (Heroes And Gay Nazis) by Rosa von Praunheim deals with homosexual Nazi perpetrators, while his short film "Umsonst gelebt - Walter Schwarze (A Life in Vain - Walter Schwarze)" focuses on one of the victims. |
erlaubt waren. Einen Grund für diese wechselnden Regelungen wusste auch das leicht gestresste Einlasspersonal nicht. Eine Viertelstunde später wurde das Verbot dann jedoch wieder aufgehoben, wohl um den Beginn der Vorstellung nicht weiter zu verzögern. Im dritten deutschen Wettbewerbsfilm, "Gespenster" von Christian Petzold ("Wolfsburg"), lernt das introvertierte Heimkind Nina (Julia Hummer) die Herumtreiberin Toni (Sabine Timoteo) kennen, verliebt sich in sie, verbringt eine Nacht mit ihr und hat sie schon am nächsten Morgen wieder verloren. Ihre Wege kreuzen sich mit denen einer durchgeknallten Französin, die in Nina ihr entführtes Kind wiederzuerkennen glaubt. Eine Geschichte über die Suche nach Identität und Herkunft und keine lesbische Lovestory im herkömmlichen Sinne, aber mit einer außergewöhnlichen Liebeserklärung, die Nina Toni macht. Julia Hummer, für die ja ihre Arbeit als Musikerin im Vordergrund steht, wird wohl bald eine CD auf einem Independent-Label veröffentlichen. Wer sich für ihre Musik interessiert, kann sich schon jetzt zwei Songs von ihrer Website juliahummer.com runterladen. Passend zum Thema schaute ich mir noch den - zu Recht - gelobten "MY SUMMER OF LOVE" mit Emily Blunt und Nathalie Press an - eine richtige Teenie-Liebe mit aller Romantik, Pathos und Tragik, die da eben so dazu gehört. Der Film hat am Sonntag in London überraschend den BAFTA Award als bester englischer Film gewonnen und damit u.a. "Vera Drake" und "Harry Potter 3" geschlagen. Vor ihrer Abreise aus Berlin hat Nathalie Press übrigens noch verraten, dass sie in diesem Jahr indirekt für einen Oscar nominiert ist: der Kurzfilm "Wasp", in dem sie eine allein erziehende Mutter von vier Kindern spielt, steht in der Kategorie Bester Kurzfilm auf der Liste. Zum Schluss nach eine Nachricht an Sebastian Dungan, den Produzenten von "Transamericana" - für die anderen ist diese Kolumne jetzt zu Ende! Hey, NUR FÜR SEBASTIAN, habe ich gesagt! Also: Denis von der Siegessäule-LeserInnen-Jury interessiert sich sehr für dich! Sprich ihn doch auf der Teddy-Verleihung einfach mal an! Today's Screenings
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