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Thu, Feb 12

TEDDY TODAY

Von Intuition und Radikalität im Film


Der 1973 in Aachen geborene Jan Krüger ist Absolvent der Kölner Kunsthochschule für Medien und hat auf Internationalen Filmfestivals bereits mehrere Preise gewonnen. U.a. werden seine Filme als Beispiel angeführt, dass der deutsche Film eine neue Richtung eingeschlagen hat und sich mit einem neuen Selbstbewusstsein behauptet. Seine Filme leben. Und was noch viel wichtiger ist: In ihnen erkennt man das Leben. Wer sich auf seine Filme einlässt, wird auf jeden Fall dort getroffen, wo es weh tut. Jan Krüger hat ein ähnliches Talent wie Francois Ozon - einer der ganz großen, einer der all die Jahre gegen den filmischen Gleichstrom geschwommen ist. Bleibt abzuwarten, ob er es nutzen kann. Krüger erzählt beobachtend, frei, poetisch, auf sein Gefühl vertrauend. Und er bekommt diese Unruhe und diesen Schmerz zu fassen, diese Schwebezustände zwischen Nähe und Distanz, Abhängigkeit und Loslassen. Damit bricht Krüger gängige filmische Erzählmuster.

Plakat "Rückenwind"

Dies gelingt ihm, weil er sich beim Filmemachen auf seinen eigenen inneren Fluss einlässt und es schafft, seinen kleinen filmischen Kosmos loszulassen und dem Zuschauer mit viel Mut zur Poesie vorsichtig zu überreichen. Für seinen Kurzfilm "Freunde" wurde Jan Krüger mit dem "Silbernen Löwen" auf den 58. Filmfestspielen in Venedig ausgezeichnet. Wenn Krüger loslässt von gängigen Erzählweisen (was ihm nicht immer gelingt) und seine künstlerische Freiheit auslebt, spontaner ist, improvisierter, dann kann er in Bildern denken. Wenn er diese Bilder allerdings versucht festzuhalten und weniger seinem Instinkt vertraut, verlieren sie an Durchschlagskraft.

Mit großer Selbstverständlichkeit bildet Krüger in seinen Filmen homosexuelle Beziehungen ab, ohne die Figuren jedoch einzuschränken. Bei Jan Krüger ist alles möglich. Seine Figuren sind genauso offen, wie er selbst, allerdings nur sobald die Kamera läuft, er am Set steht. Sonst ist Krüger ein eher schüchterner Mensch, der aber das, was er von seinen Schauspielern lernt, auch selbst zu geben bereit ist. Er öffnet sich ihnen, gibt sein Leben preis, und genau diese Ehrlichkeit spürt man in seinen Filmen, sie wird von seinen Darstellern projiziert. Bleibt zu hoffen, dass er sich genau diese Offenheit und diese Freiheit im filmischen Erzählen bewahren kann.

Die Filme von Jan Krüger müssen zwangsläufig von jemandem, der Filme liebt, als Appell an die Freiheit im Filmschaffen verstanden werden. Seine Filme zu schauen, fühlt sich manchmal nämlich so an, als stünde man mitten im Sturm auf einem Berggipfel und heult, weil die Gefahr abzustürzen so wunderschön ist, dass man sich nicht vom Fleck rühren kann.

Video: Premieretalk "Rückenwind"


"Rückenwind" (Light Gradient), eine Spielfilmproduktion der Edition Salzgeber, die in diesem Jahr während der Berlinale 25-jähriges Bestehen gefeiert hat, ist Jan Krügers jüngster Film, der in diesem Jahr in der Panorama Sektion gezeigt wird. Mit wenig finanziellen Mitteln, einem kleinen Team und großem künstlerischen Freiraum hat sich Jan Krüger wieder auf eine seiner intuitiv geprägten filmischen Reisen begeben. Krüger macht kleine Filme, die bisher von ihrem Publikum eher gefunden als gesucht werden, aber Krüger kann jemand sein, der einmal zu den Großen auf dem deutschen Filmmarkt gehören wird.

Krüger ist jemand, der auf seine ganz eigene, durch seine Biografie geprägte Art und Weise radikal ist, leise und poetisch radikal. Er schleicht sich von hinten an, um schwule Geschichten zu erzählen, ihnen einen Raum in der Kinolandschaft zu ertrotzen. So holt er das Thema in die Köpfe der Leute.

Manfred Salzgeber und Wieland Speck (1987)
Die Edition Salzgeber, die von Manfred Salzgeber, der auch zugleich Leiter der Sektion Panorama der Internationalen Filmfestspiele Berlin war, 1985 in Berlin gegründet wurde, feierte am 7. Februar 25 Jahre Bestehen und vergab aus diesem Anlass erstmalig den Manfred-Salzgeber-Preis, der an besondere Persönlichkeiten verliehen wird, die das Kino lieben und sich dafür engagieren, kleinen und besonderen Filmen eine Plattform zu bieten. Preisträger in diesem Jahr: Der irische Filmemacher, Filmpublizist, Fernsehmoderator und Filmfestival-Veranstalter Mark Cousins.

Mark Cousins
Mark Cousins: Stationen seines Lebens umfassen die Festivalleitung in Edinburgh, die BBC Filmsendung Scene by Scene, Publikationen wie The Story of Film, die alleine in 10 Ländern veröffentlicht wurde und nicht zuletzt auch das Ballerina Ballroom Cinema of Dreams, das er gemeinsam mit der Schauspielerin Tilda Swinton im August 2008 in Nairn durchführte.

Anders dagegen der deutsche Dokumentarfilmer und TEDDY-Preisträger Jochen Hick, der seit Jahren sein Herz dem Dokumentarfilm gewidmet hat und dessen Filme immer wieder um das Thema "Politics and Sex" kreisen. Hick benennt direkt, sticht mitten hinein ins Wespennest. Seine beiden Klassiker "Ich kenn keinen - Allein unter Heteros" (2003) und "Cycles of Porn" (2005) zeichnen auf unterschiedliche Weise nicht nur das Leben mehrerer einzelner Individuen am Rande einer Gesellschaft nach, durch das Zusammenwirken ihrer Lebensgeschichten entwirft er auch ein Bild unserer Gesellschaft und deren Umgang mit Menschen, die dem gängigen Gesellschaftsbild nicht entsprechen.

Video: Interview Jochen Hick, "The Good American"

Video: Premiere Talk "The Good American"

 
 


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February 13th 2008, 9.00 pm
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Legte er in seinen bisherigen Filmen mit Hilfe mehrerer Protagonisten gesellschaftliche Mechanismen und Funktionsweisen bloss, ist Hick in seinem neuen Film, "The Good American", zum ersten Mal anders vorgegangen. Anhand einer Persönlichkeit porträtiert er den grotesk absurden "American Dream": Wie wird man vom HIV-positiven, illegal in Amerika lebenden "Tellerwäscher" zum Millionär? In Berlin lernt er Tom Weise, den Schöpfer des Hustlaball, über ein Telefonat kennen und beschliesst, einen Film über einen Mann zu machen, der mit der größten Internetseite für Eskort-Service in den USA reich und berühmt geworden ist. Heise war kein Tellerwäsche, er war Eskort, obdachlos, illegal, HIV-positiv und ganz unten.

Jochen Hicks neuer Film gibt einen Einblick in das Leben einer bekannten Ikone der Schwulenszene, aber auch in die Welt und Denkweise von Eskorts und Partymachern. Hick ist ein intuitiver und radikaler Filmemacher: Interessiert ihn ein Thema, zieht er los, zumeist alleine mit einer Kamera auf der Schulter und dem Tonequipment in der Hand. Mittlerweile bezeichnet sogar die größte deutsche Wochenzeitschrift "Der Spiegel" Jochen Hick als einen der wichtigsten Chronisten schwulen Lebens.


Plakat Moussaka

Der griechische Drehbuchautor, Regisseur und Produzent Panos H. Koutras, der mit seinem Trash-Film "Der Angriff der Riesenmoussaka" (1999) nahezu Kultstatus erlangte, kann seine Vorbilder ganz klar benennen: Seiner ersten grossen Liebe Marlene Dietrich, (deren großen Hit "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt" er im übrigen in perfektem Deutsch singen kann), folgten mit zunehmenden Alter weitere Idole: Robert Bresson, Vincente Minelli, Nicholas Ray, Andy Warhol und John Waters.

Video: Interview Panos H. Koutras, "Strella"

Hier ist auch der Grundstein zu suchen für Koutras filmische Sicht- und Denkweise: Dabei ist das Trash-Kino in Koutras Biografie nicht etwa als Umweg zu betrachten. Ganz im Gegenteil: Wenn man seinen neuen Film "Strella" sieht, versteht man die Faszination Koutras für das Extrovertierte, für den Trash, Farben, das klassische Kino und sogar das Musical. Er ist radikal, in dem er alles miteinander verbindet und zu dem steht, was ihn selbst ausmacht: große Gefühle. Sein neuer Film "Strella", der seine Weltpremiere in diesem Jahr auf der Berlinale hat, brachte ihm bereits das Kompliment von Wieland Speck ein, an Fassbinder zu erinnern. ARTE sprach gar von einem griechischen Almodovar.

Dabei hat Koutras "Strella" komplett selbst finanziert. In "Strella" jongliert Koutras mit drei Elementen: der griechischen Mythologie, Transsexualität und dem Thema Inzest. Er inszeniert eine Tragödie, die aber alles andere als tragisch endet. "Strella" erzählt auf sehr klassische Art und Weise die Geschichte einer ungewöhnlichen Liebe zwischen einem ehemaligen Strafgefangenen und einer jungen transsexuellen Prostituierten. „Strella' ist eine dieser alten Geschichten, die man auf Partys hört, eine urbane Legende. Diese Art von Erzählungen sind im Massenbewusstsein verankert und zitieren regelmäßig alte, meist griechische Mythen. Genau das entspricht den Helden von „Strella“: Griechen, die in einem Land zwischen der Antike und der Gegenwart leben, in dem die Notwendigkeit einer neuen, europäischen Identität und eines neuen Wertesystems weit dringlicher ist als anderswo. Zwischen Ost und West hin und her gerissen muss Griechenland ohne jedes Vorurteil sein kulturelles Erbe überdenken, um seinen Weg in die Zukunft zu finden“, schreibt die Produktion über den Film. Koutras ist nicht nur ein außergewöhnlicher Filmemacher der neuen Generation, er gehört auch zu den ersten Gay-Aktivisten Griechenlands, ist Mitorganisator der ersten griechischen Gay-Pride und politisch in der griechischen Gay-Organisation "Olke" engagiert.


Wenn Koutras an etwas glaubt, dann beißt er sich durch, auf seine ganz eigene Weise. So hat es nahezu fünf Jahre gebraucht, um "Strella" fertig zu stellen. Allein ein Jahr lang hatte Koutras nach seiner Hauptdarstellerin in einschlägigen Lokalen gefahndet und ein weiteres Jahr hat er gebraucht, um mit ihr, die noch nie vor einer Kamera gestanden hatte, die Rolle zu erarbeiten. Ein weiteres Jahr nahmen die Dreharbeiten in Anspruch. Fast alle Rollen wurden mit Laiendarstellern besetzt. Koutras liebt auch hier die Mischform: Wenn Laien auf Profis treffen, entstehen Subtexte und Zwischenräume, die seiner Meinung nach so sonst nicht möglich wären.

Die junge Regisseurin des israelischen Kurzfilmes "Gevald", Netalie Braun, hat ein queeres Musical inszeniert, zum größten Teil mit Freunden. Eigentlich war gar nicht angedacht, einen Film daraus zu machen und dass das, was aus einer Ohnmacht heraus begann, einmal bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin vor einem internationalen Publikum laufen würde, hatte zu diesem Zeitpunkt nicht einer für möglich gehalten. Netalie Braun, die in Tel Aviv Literatur, Philosophie und Film studierte, hat die Kür eines Genre-Crossovers vollführt. An der Grenze von Dokumentation und Fiktion inszeniert sie das unwirkliche Gefühl, dass sie und ihre Freunde vor dem Hintergrund der Jerusalemer Gay-Pride hatten, die in jedem Jahr von Gewaltausschreitungen bedroht ist und die religiöse Fanatiker immer wieder aufs neue zu verhindern versuchen.
 
 

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