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Sat, Feb 07

TEDDY TODAY

Von Erdbeeren und Friedenskampf

Es gibt nicht viele abendfüllende Dokumentarfilme in diesem Jahr mit TEDDY-relevanten Themen, es sind genau sieben an der Zahl. Heute haben zwei dieser Filme ihre Welturaufführung. Beide Filme kommen aus Berlin, der eine hat seine Wurzeln im westlichen Teil der Stadt, in Wilmerdorf, der andere im Osten, im Prenzlauer Berg. Der eine ist Teil eines filmischen Quintetts und der andere ein sehr persönlicher Rückblick, beide beginnen im Berlin der 1980er Jahre, zu einer Zeit als die Mauer noch die Stadt teilte. Berlinrelevante Filme auf der Berlinale zu haben, verspricht jedes mal eine ganz besondere Premiere und ein ganz besonderes Publikum...

TEDDY AWARD Jury Members

So ehrt die diesjährige Berlinale in ihrer Sonderreihe, Berlinale Special, nicht nur das Lebenswerk zwei ganz besonderer deutscher Ausnahme-Regisseure, sondern auch eine in Westdeutschland einzigartige Langzeitdokumentation, der schon jetzt film- und zeitgeschichtlich eine große Bedeutung zukommt. Detlef Gumm und Hans-Georg Ullrich, die mittlerweile über 100 Dokumentarfilme entweder selbst oder mitproduziert haben, begannen genau vor 22 Jahren mit der Recherche für ihr Projekt, von dem sie damals noch nicht wissen konnten, dass es sie so lange fesseln und begleiten würde.

Video: Interview mit den beiden Regisseuren von Berlin - Ecke Bundesplatz und den Protagonisten
Hans Ingebrand und Reimar Lenz

"Berlin - Ecke Bundesplatz" - das sind 5 Filme, die generationsübergreifend fünf Familienschicksale über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren dokumentieren. (Eine vergleichbare Langzeitstudie gab es eigentlich nur in der ehemaligen DDR. "Die Kinder von Golzow" gilt als die längste Dokumentation der Filmgeschichte. Barbara und Winfried Junge dokumentierten das Leben mehrerer Menschen von Kindheit an, über einen Zeitraum von 46 Jahren.) Doch Ullrich und Gumm haben mit ihrem Projekt nicht nur Alltagsleben und Zeit­ge­schichte zu einem Bild westdeutscher und gesamtdeutscher Wirklichkeit verschmelzen lassen, sie haben ihren Protagonisten auch ein einzigartiges Denkmal gesetzt. Festivaldirektor Kosslick war sich dessen bewusst, als er diese fünf Filme in die Auswahl für das diesjährige Berlinale Special nahm, denn ihm allein obliegt die Entscheidung, welche Filme in dieser Reihe laufen werden.

Dass "Berlin - Ecke Bundesplatz" im Rahmen der Berlinale im Cosima-Kino in der Sieglindestrasse, nahe dem Bundesplatz, uraufgeführt wird, hat nicht nur für die Protagonisten eine ganz besondere Bedeutung, sondern auch für Filmemacher Hans-Georg Ullrich: Hier sah er als Kind Romy Schneider zum ersten mal im Kino und hier hat er zusammen mit Detelf Gumm die Känguruh-Filmproduktion angesiedelt.

Diese fünf außergewöhnlichen Filme an einem anderen Ort zu zeigen, hätte sich nicht richtig angefühlt, denn die Protagonisten aller fünf Filme haben eines gemeinsam: Sie leben in Berlin Wilmersdorf, Ecke Bundesplatz. In "Mütter und Töchter" geht es um eine Frau, die ihre Töchter allein großzieht und dabei in die Sozialhilfe abrutscht. In "Schön ist die Jugend…" steht eine engagierte 89-Jährige und ihr späterer Altenpfleger im Mittelpunkt, der sich schliesslich selbständig macht. "Die Köpcke-Bande" handelt von einer Familie, deren Mitglieder fast ausnahmslos im künstlerischen Bereich arbeiten, während "Der Yilmaz-Clan" den gesellschaftlichen Aufstieg einer Migrantenfamilie schil­dert. "Die Aussteiger" wiederum erzählt, was aus den Plänen und Träumen eines schwulen Paares wird.

Reimar Lenz, der unangepasste Intellektuelle, der 22 Jahre lang seine bescheidene Stube in einen politischen Salon verwandelte und Hans Ingebrand, der Ex-Polizist und malende Masseur. Seit 37 Jahren sind die beiden ein Paar, seit 2002 Partner auf Lebenszeit. Jenseits von materiellem Luxus und bürgerlicher Abgesichertheit lieben sie sich, organisieren Mahnwachen und Diskussionszirkel oder engagieren sich in der Friedensarbeit.

Und wer Familie Köpcke, Familie Storbeck, Berta Tomaschewski, Familie Danker, die Familie Yilmaz und Reimar Lenz noch näher kennenlernen will, dem steht es frei die heute eröffnete Sonderausstellung vor und im Cosima Kino am Bundesplatz zu besuchen. 30 Plakate mit Porträts der Mitwirkenden, Fotos von Ingeborg Ullrich und Exponate aus 22 Jahren Dreharbeiten werden dort einem breiten Publikum zugänglich sein.

 
 

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Doch die beiden werden nicht jünger und müssen sich mit dem Älterwerden, als auch mit Krankheit und Tod auseinandersetzen. Aber was bleibt denn am Ende eines langen Lebens voll politischen Engagements? Reimar Lenz spricht das aus, nach dem wir uns alle sehnen und ein Leben lang suchen: Am Ende ist es die Liebe, die über allem steht. Es sei ein Glück mit einem Menschen jeden Morgen aufzuwachen, der einen versteht, mit dem man sich noch etwas zu sagen hat, mit dem die Beziehung tagtäglich intensiver wird und an dem man nach langer Zeit immer noch wachsen kann. Und Berlin - Ecke Bundesplatz ist genau das: eine vorsichtige und aufrichtige Liebeserklärung an die Protagonisten, mit denen Ullrich und Gumm im Laufe der Zeit eine tiefe Freundschaft aufgebaut haben.

TEDDYAWARD.TV interviews members of the TEDDY AWARD Jury
Video: Interview Manny de Guerre
Member of TEDDY AWARD Jury
Die internationale TEDDY-Jury aus acht schwul-lesbischen Filmemachern und Queer-Filmfestival-Organisatoren sichtet Filme aus allen Berlinale-Sektionen, die in einem queeren Kontext stehen. Der TEDDY wird in den Kategorien Bester Spielfilm, Bester Dokumentarfilm und Bester Kurzfilm vergeben.
Video: Interview Mercedes Martin
Member of TEDDY AWARD Jury
Video: Interview Stephen Kent Jusick
Member of TEDDY AWARD Jury

Anders war das bei Regisseur Marco Wilms. Für seinen Dokumentarfilm "Ein Traum in Erdbeerfolie" hat er die Idole seiner Kind- und Jugendzeit gesucht und ein Lebensgefühl auferstehen lassen, das er sich machmal heute noch zurücksehnt. Er, aufgewachsen in der DDR, wurde vom dortigen Modeinstitut entdeckt und als Dressman auf dem Laufsteg und für Fotoshootings eingesetzt. Doch es gab noch mehr als die staatliche Modeinstitution, nebenher existierte eine Parallelwelt voller Phantasie, inmitten des restriktiven DDR-Alltags. Hier konnte man aus der Reihe tanzen, individuell und provokant sein. Wichtigstes Erkennungsmerkmal der Szene war der persönliche Style, denn den konnte man zu DDR-Zeiten nicht kaufen. Man musste sich sein individuelles Image selber basteln.

Video: Interview mit "Ein Traum in Erdbeerfolie"-Regisseur Marco Wilms und einem der Protagonisten, Frank Schäfer

Marco Wilms Film erzählt von den Sehnsüchten, Leidenschaften und Träumen, die im Schatten der Mauer erprobt, gelebt und inszeniert wurden. "Ein Traum in Erdbeerfolie" spürt einem Lebensgefühl nach, das man nur schwer in einem Film zu fassen bekommt, und das man nur versteht, wenn man sich auf die wirklich außergewöhnlichen Protagonisten einlässt. Da gibt es Robert Paris, den Fotografen, der das Morbide liebte; die Designerin Sabine von Oettingen, die einen Homosexuellen heiratete, aber in Amerika nicht glücklich wurde; den Stylisten Frank Schäfer, der später paradoxer Weise mit seinen Schamhaarfrisuren Bekanntheit erlangte. Und Marco Wilms, der im Entstehungsprozess des Filmes entschieden hat, Teil der Reise in seine eigene Vergangenheit zu sein, um dieses einzigartige Lebensgefühl von ökonomischer Unbeschwertheit und radikalem Andersseinwollen im Hier und Jetzt wieder entstehen zu lassen.
Marco Wilms hat nur einen Sommer lang gedreht und zu seinen alten Idolen, die alle ein paar Jahre älter sind als er, wieder Kontakt aufgenommen. Es sei auch Wut gewesen, die diesen Film angetrieben habe, die Wut, dass die Menschen vergessen haben, wie das damals war, was es bedeutet hat, in diesem Staat anders zu sein und wie frei und erfinderisch sie alle damals auf eine ganz eigene Art gewesen waren, meint Wilms heute.

Zum Film haben die Protagonisten deshalb eine eigene Modelinie mit eigenem Label (Comrade Couture) entwickelt, die eine Brücke schlägt zwischen dem Spirit von damals und heute, und die nach der Premiere des Films auch präsentiert werden soll. Frank Schäfer, Sohn eines bekannten DDR-Schauspielers, war in der DDR der Paradiesvogel, ein Grenzgänger zwischen den Geschlechterwelten. Wilms Film lebt vor allem von altem Archivmaterial, das u.a. Schäfer in beiden Welten zeigt: Im DDR-Fernsehen als auch in der Phantasiewelt des Ostberliner Avantgarde-Modetheaters „Chic Charmant und Dauerhaft“ und „Allerleirauh“. Später frisierte Schäfer neben dem Berliner Szenepublikum, ältere Damen aus Zehlendorf und Wilmersdorf, aber auch Stars wie Nina Hagen oder die Musiker von Rammstein.
 
 

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