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· Interview mit/with Wieland Speck
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Berlinale

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Teddy Award 2006

Interview mit/with Wieland Speck

„Das Thema hat sich nicht erledigt”

english version
Wieland Speck

Zum zwanzigsten Mal wird auf der kommenden Berlinale der schwullesbische Teddy Award vergeben. Aus diesem Anlass hat das Panorama gemeinsam mit dem Filmmuseum eine Retrospektive zusammengestellt. Der Teddy Twenty Tribute präsentiert Teddygewinner aus zwanzig Jahren und dokumentiert damit die bewegte Geschichte des schwullesbischen Films. Ein Gespräch mit Wieland Speck, dem Leiter des Panorama und einem Teddy-Zeitzeugen der ersten Stunde, über frühe Kämpfe, alte Wunden und späte Anerkennung. Trotz der Fortschritte in der Emanzipation hat der Kampf gegen Diskriminierung keinesfalls an Wichtigkeit verloren, sagt Speck. „Wir sind längst noch nicht da, wo wir denken, dass wir sind.“

Wie ist die Idee zum Teddy entstanden, was waren die Motive, einen schwullesbischen Filmpreis zu vergeben?

Es fing an, als Manfred Salzgeber 1980 von Moritz de Hadeln mit der Leitung des Panorama betraut wurde, das damals noch „Info-Schau“ hieß. Manfred hatte in Berlin eine neue Kinoszene aufgebaut, die dann auch eine andere Arbeit im Festival verlangte. Das hat das Panorama geleistet, nämlich die Filme zu bringen, die für diese neuen Arthouse-Kinos interessant waren.

"Augen auf für den schwullesbischen Film "

Parallel zur Emanzipationsbewegung bei den Frauen und den Schwulen kamen damals auch immer mehr Filme zu beiden Themen. Beim Frauen-Thema waren wir nicht die einzigen, aber für die Schwulenfilme waren wir die einzigen und zwar weltweit. Als wir sahen, dass wir mit den Filmen auch die Macher und Theoretiker hergelockt haben, ergab sich die Idee, während der Berlinale Meetings zu veranstalten. Die fanden im „Prinz Eisenherz“ Buchladen statt. Dort haben wir auch ein Nachtcafé eingerichtet, wo wir Filme auf 16mm und Video gezeigt haben, die ansonsten nicht im Festival Platz gefunden haben, die aber wichtig waren für diese subkulturelle Szene.
 
 



Aus diesem Arbeitszusammenhang entwickelte sich dann die Idee, einen schwullesbischen Filmpreis zu vergeben. Während des Festivals von 1987 habe ich beschlossen, diese Gruppe, die sich da traf, zu fragen: Was ist für euch der beste Film gewesen? Da kam heraus: bei den Langfilmen Pedro Almodóvar und bei den Kurzfilmen Gus van Sant, die beide zu diesem Zeitpunkt noch niemand kannte. Das war die erste Juryentscheidung und damit die Geburtsstunde des Teddys. Für zehn Jahre waren diese Treffen dann die Teddy-Jury - mit der Auflage, dass die Leute den gesamten Zeitraum des Festivals da gewesen waren und mindestens 85 Prozent der Filme gesehen hatten.

Carmen Maura, Pedro Almodóvar and Manfred Salzgeber at the Berlinale 1987

Anfangs wurde der Teddy ja nur innerhalb des Panoramas verliehen.

Ja, aber die Idee war von Anfang an, diesen Preis auf alle Sektionen auszuweiten. Wir wollten die anderen Programmmacher dazu verleiten, die Augen für den schwullesbischen Film aufzumachen. Denn die Erfahrung war, dass auf allen Festivals der Welt und auch in den anderen Abteilungen der Berlinale niemand auf den schwullesbischen Film geachtet hat.

Inwiefern konnte man damals von einem Genre „schwullesbischer Film“ sprechen? Hat die Arbeit des Panoramas dazu beigetragen, ein solches Genre aufzubauen?

Ich würde sagen, das ging Hand in Hand. Sobald die Filmemacher merken, dass es eine Stelle gibt, wo sie wahrgenommen werden, bestärkt sie das in ihrer Arbeit. Es ist ja bis heute so, dass schwullesbische Filme meist die Filme sind mit dem geringsten Budget. Wenn es um Minderheiten geht, halten sich die Verleiher und Financiers üblicherweise zurück. Deshalb ging es uns von Anfang an ja auch nicht nur darum, dass ein Film schwullesbisch ist, sondern dass wir hier gute Filme zeigen. Wir haben nicht etwa eine subkulturelle Extra-Schiene aufgemacht. Das hätte der Wahrnehmung des Panoramas und auch der Filme geschadet. So haben wir eine viel stärkere Präsenz dieses Segments erreicht. Die Einkäufer haben nun gesehen: Es gibt ein Stadtpublikum, das sich dafür interessiert - und zwar ein Publikum, das weit über die Schwulen und Lesben hinausgeht.
 
 

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